Geschrieben von Super User
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Da die Anfänge unseres Vereins so wunderbar im Buch „Kap meiner Hoffnung – Als Kinderärztin in Südafrika“ von Irina André-Lang und Harald Rast beschrieben ist, haben wir an dieser Stelle einen leicht geänderten Auszug aus dem Kapitel „Tränen in Lesotho“ aufgenommen:
 
(… ) Durch Zufall wird meine Zwillingsschwester Bettina auf den „Arbeitskreis Lesotho“ der St.-Petri-Kirchengemeinde in Langen bei Bremerhaven aufmerksam, wo sie zu Hause ist. Die Mitglieder sammeln Geld und Sachspenden für die Missionsschule eines kanadischen Ordens in Pitseng. Über 1.000 Kinder werden dort unterrichtet. Etwa 300 von ihnen, die meisten davon Waisen, leben unter erbärmlichen Umständen im angeschlossenen Internat. Bettina und ich beschließen, uns selbst einen Eindruck von der Lage in Pitseng zu verschaffen. So beginnen wir eine Reise, die für uns beide lebensverändernd werden sollte.

An der Pitseng High School angekommen, werden wir von Sister Juliet Lithempa, der Schulleiterin, begrüßt. Sie macht uns mit vier Lehrerinnen bekannt, die sich ohne Lohn in ihrer Freizeit um die Aids-Waisen an der Schule kümmern. Sie haben einen „Anti-Aids-Club“ gegründet, der für die verwaisten Kinder eine Art Elternersatz sein soll. Die Lehrerinnen führen uns auf dem Schulgelände herum.
Bettina und ich sind entsetzt, als wir sehen, unter welch jämmerlichen Bedingungen die Kinder hausen. Trotz der Minusgrade bei Nacht sind die Fenster im Schafsaal längst zerbrochen. Auf den meisten Betten liegt nicht einmal eine Decke.
„Die Kinder klammern sich in Frostnächten aneinander, um nicht zu erfrieren“, erklärt uns eine Lehrerin.
Bettina hat Tränen in den Augen, als sie sagt: „Ich konnte mir bisher nicht vorstellen, dass Kinder so leben müssen.“



Als wir die Schulküche betreten, trifft uns der nächste Schock. Der Raum hat winzige Fenster, die Wände sind kohlschwarz und der Rauch, der von den drei offenen Feuern ausgeht, zieht zur Tür hinaus. Auf den Feuerstellen stehen drei riesige Töpfe, in denen Maisbrei und Kohlsuppe zubereitet werden. Zum Umrühren stellen sich die Köchinnen auf alte Stühle.



Auf die sanitären Anlagen trifft der Begriff „unbeschreiblich“ zu. Man riecht sie bereits auf 50 Meter Entfernung. Für 1.000 Schüler gibt es nur Plumpsklos, kein Toilettenpapier und keinen Waschsaal. Den jungen Mädchen sind Binden oder Tampons unbekannt. Als „Dusche“ dienen einige bunte Plastikschüsseln. Sie werden mit eiskaltem Wasser gefüllt, das den Kindern über den Kopf geschüttet wird.



Angesichts des Elends, das wir in Pitseng vorfinden, ist die große Kiste voll mit Schulbedarf, Obst und Süßigkeiten, die wir mitgebracht haben, wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Da Bettina und ich erkannt haben, dass sich die vier Lehrerinnen aufopferungsvoll um ihre Schützlinge kümmern, fassen wir den Entschluss, der Schule zu helfen. Denn Lesotho ist so arm, dass Waisenkinder keine staatliche Unterstützung erhalten.
Wir erkundigen uns, was die Schule dringend braucht. Vor allem Decken fehlen, damit die Kinder endlich nicht mehr frieren müssen. Es mangelt an Schulkleidung, Toilettenartikeln und Schulmaterialien.
Nach unserer Rückkehr halten Bettina und ich Vorträge über die schlimmen Zustände in Pitseng und sammeln dabei Geld für unsere Versorgungsfahrten. Auch mein Mann Peter unterstützt großzügig unser Vorhaben.
Nur zehn Wochen nach unserem ersten Besuch beginnt im Juni 2008 das Abenteuer. Bei unserem ersten Trip ziehen wir mit meinem Allrad-Geländewagen einen mit 3,5 Tonnen Gütern beladenen Anhänger die Bergpässe nach Lesotho hinauf. Zum Glück sind drei Kinderkrankenschwestern aus Regensburg dabei, die mich gerade besuchen. Sie sind sofort Feuer und Flamme für das Projekt und helfen mit. Bis Pitseng sind wir drei Tage unterwegs.



Die ungläubige und unbändige Freude der Kinder ist unvorstellbar. Mit Hilfe der Lehrerinnen verteilen wir in der Aula der Schule stundenlang die mitgebrachten Waren. Die Kinder können ihr Glück nicht fassen. Immer wieder kommen Mädchen zu mir und fragen: „Darf ich das wirklich behalten?“
Plötzlich tippt mich eine der Lehrerinnen an: „Irina, Sie müssen unbedingt hinausgehen. Sie müssen auf dem Schulhof Fotos machen.“
Was ich dort sehe, bringt mich zum Weinen. Mehrere hundert Kinder haben ihre nagelneuen Decken ausgepackt, sich darin eingehüllt und fangen an zu tanzen und zu singen. Sie sind überglücklich. Ich mache endlos Fotos, die ich später bei meinen Vorträgen zeige und für Poster und Kalender verwende.



Meine Zwillingsschwester Bettina ist leider bei dieser Reise nicht dabei, weil sie in Deutschland bleiben musste. Sie ruft mich aber alle 15 Minuten auf dem Handy an und will genau wissen, was gerade passiert. Wir erhalten sogar ein Telefonat von Lesothos Botschaft in Berlin. Die Diplomaten, die uns mit den Formalitäten geholfen haben, wollen erfahren, ob bei der Einreise mit dem schwer beladenen Anhänger alles geklappt hat.
Schweren Herzens fahren die drei Krankenschwestern Gabi, Christina, Christa und ich selbst am Abend wieder über die Grenze nach Südafrika. Als wir nach einem langen anstrengenden Tag bei Minusgraden endlich in unseren warmen Hotelbetten liegen, schlafen wir selig ein. Denn wir wissen: Heute Nacht friert im Internat kein einziges Kind.

Zehn Monate später ist es wieder soweit. Diesmal kann ich gemeinsam mit Bettina den zweiten Hilfsgütertransport nach Pitseng durchführen. Die Schulleitung und die Kinder wissen, was kommen wird, und bereiten sich auf das Ereignis vor. Wir werden wie weltberühmte Superstars empfangen. Hunderte von Kindern und die Dorfbewohner erwarten uns weit vor der Schule. Sie tanzen am Straßenrand vor uns her, lachen und klatschen. Alle versuchen, uns durch das offene Autofenster zu berühren.
Die Kinder haben eine eigene Show für uns vorbereitet. Sie tragen Gedichte vor, tanzen, singen und führen ein kleines Theaterstück zum Thema Aids auf, das uns unter die Haut geht.
Ein fröhlich anmutendes „Lied an die Eltern“ wird mir von einer Lehrerin übersetzt. Die Kinder singen auf Sotho: „Lieber Vater, liebe Mutter, warum habt ihr uns so früh verlassen? Wisst ihr nicht, dass wir euch brauchen? Aber wir haben uns und helfen uns gegenseitig.“
Die Lehrerinnen überreichen uns trotz ihres winzigen Lohns etwas sehr Wertvolles. Sie haben für jede von uns ein original Sotho-Kleid nähen lassen. Das bedeutet ungeheuer viel. Dieses Geschenk drückt aus, dass sie uns als Sothos betrachten, als Menschen, die etwas Besonderes für Lesotho getan haben.



In den Sotho-Kleidern passieren wir bei der Rückfahrt die Grenze zwischen Lesotho und Südafrika. Trotz des heftigen Regens stürmen sämtliche Grenzposten aus ihren Büros nach draußen. Sie umarmen uns und fragen: „Woher haben Sie diese Kleider?“ Dann erklären sie uns, welch hohe Ehre uns zuteil wurde.
Bettina und ich haben seither einen Traum. Wir wollen dazu beitragen, dass die Kinder in Lesotho menschenwürdig leben können und dass auch Waisenkinder die Chance bekommen, eine Schulausbildung zu erhalten. Wir wollen das Schicksal dieser Kinder möglichst vielen Menschen in Deutschland nahebringen, um allen mehr bewusst zu machen, wie dankbar wir für unseren Wohlstand sein können und wie lohnend das Teilen mit diesen Kindern ist (…)

(Leicht geänderter Abdruck aus dem Buch „Kap meiner Hoffnung – Als Kinderärztin in Südafrika“, mit freundlicher Genehmigung des A1 Verlags)

Kurz nachdem im Jahr 2010 das Buch „Kap meiner Hoffnung“ veröffentlicht wurde, beschlossen wir, für die weitere dringende Unterstützung der Kinder in Lesotho unseren Verein „Yes we care! e.V.“ zu gründen.
Seitdem haben wir mit Hilfe vieler engagierter SpenderInnen, ehrenamtlicher MitabeiterInnen, mit Erlösen aus dem Buchverkauf und aus Spendenvorträgen und -lesungen bereits viel Positives für die Kinder bewirken können – angesichts der Situation vor Ort bleibt jedoch noch eine ganze Menge zu tun!

UND: Wir freuen uns über jede weitere Unterstützung dabei!




Yes we care! – Die Vereinsgeschichte im Pocket-Format …

April 2008

Erster Besuch in Pitseng durch Bettina und Irina André

 

Juni 2008

1. Hilfsgütertransport nach Pitseng durch Gabi Baum, Christa König, Christina Hegner und Irina André

 

März 2009

2. Hilfsgütertransport nach Pitseng durch Bettina und Irina André

 

März 2010

Besuch in Pitseng mit deutschen BesucherInnen, Peter Lang und Irina André-Lang

 

März 2010

3. Hilfsgütertransport nach Pitseng durch Bettina André, Peter Lang und Irina André-Lang

 

August 2010

Gründung des Vereins Yes we care! e.V.

 

Oktober 2010

Amtliche Registrierung des Vereins als gemeinnützige Organisation in Bremerhaven

 

Februar 2011

Besuch in Pitseng mit deutschen BesucherInnen und Irina André-Lang

 

März 2011

4. Hilfsgütertransport nach Pitseng durch Lilo Bartels, Bettina André, Peter Lang und Irina André-Lang

 

Juli 2011

1. Mitgliederversammlung in Bremerhaven

 

Sept/Okt 2011

Finanzielle Unterstützung in Höhe von ca. 37.500,00 Euro für Schulkleidung und Renovierungen (Schlafraum und Toiletten/Waschräume und einen großen Kochtopf) sowie die Anschaffung von Kühen und Hühnern zur Verbesserung der Ernährung der Kinder

 

Nov 2011

Beginn unseres Patenschaftsprogramms in Zusammenarbeit mit der kanadischen Hilfsorganisation Help Lesotho

 

Januar 2012

Besuch in Pitseng mit deutschen BesucherInnen, Peter Lang und Irina André-Lang

 

März 2012

5. Hilfsgütertransport nach Pitseng durch Irmela Eisele, Charlotte und Annabelle Forster, Peter Lang und Irina André-Lang

 

Mai 2012

Besuch in Pitseng durch Monika Witt und Irina André-Lang

 

Juli 2012

2. Mitglieder-Versammlung in Köln

Juli 2012

Finanzielle Unterstützung in Höhe von 24.754,55 Euro für den Aufbau eines Buchverleihs, weitere Renovierungen (Toiletten), eines Internet-Bundles sowie die Anschaffung von Schweinen und Tierfutter zur Verbesserung der Ernährung der Kinder

Dez. 2012 Verlegung des Vereinssitzes nach Regensburg

Februar 2013 Besuch unserer Patenkinder in Pitseng mit Rolf Bürgers, Familie Sharpe,  Peter Lang und Irina André-Lang

März 2013 6. Hilfsgütertransport nach Pitseng mit Anna-Lucia Rupp, Rolf Bürgers, Peter Lang und Irina André-Lang

Mai 2013 Besuch unserer Patenkinder in Pitseng mit Monika Witt, Rainer Stiller, Peter Lang und Irina André-Lang

Juni 2013 Finanzielle Unterstützung in Höhe von ca. 5.000,00 Euro für ein Jahr Gehalt der Life Skill-Lehrerin Mrs. Nchee, für einen 5000-Liter-Wassertank und für eine Milchkuh für die Grundschule
Juli 2013 3. Mitglieder-Versammlung in Köln
Juli 2013 Beginn unseres eigenständigen Patenprogramms
August 2013 1. Freiwilligen-Einsatz in Pitseng durch die Lehrerin Stephanie Ball (zugleich auch Patin) aus Regensburg
November 2013 Finanzielle Unterstützung in Höhe von ca. 10.000 Euro für den Ausbau des Schulbücher-Verleihsystems und für die Schulgebühren der YWC-Patenkinder
November 2013 Besuch unserer Patenkinder in Pitseng und Transport von 5 großen gespendeten Kochtöpfen
Januar 2014 Besuch in Pitseng durch Elizabeth Baumann und Alexander Wright (beide Paten)
Februar 2014 Besuch in Pitseng durch Klaus-Peter Sickinger (Pate)
Februar 2014 Besuch in Pitseng und von Sister Alice in Maseru mit Eva-Maria John (Patin), Susanne Walter, Lilo Bartels (Patin), Marianne und Heinz Nebiker (Paten) und Irina André-Lang
Februar 2014 2. Freiwilligen-Einsatz in Pitseng  durch die Lehrerin Claudia Dechand (zugleich auch Patin) aus Regensburg
März 2014 7. Hilfsgütertransport nach Pitseng mit Ulrike Völkmann, Helga Ahlbach, Charlotte Forster, Claudia Niedermeier (Patin), Peter Lang und Irina André-Lang und 3. Besuch der inzwischen 65 Patenkinder
April 2014 Besuch in Pitseng mit Rolf Bürgers (Pate), Peter Lang und Irina André-Lang, 1. Treffen mit dem lokalen Chief Khetisa Tau
Juli 2014 4. Mitgliederversammlung in Wiesbaden-Delkenheim
November 2014 Besuch unserer Patenkinder in Pitseng mit Romina Riedel (Tochter von Paten), Sabrina Hengge, Peter Lang und Irina André-Lang
März 2015 8. Hilfsgütertransport nach Pitseng mit Maria Aumüller (Tochter von Paten), Felix Gläser, Eva-Maria John (Patin), Peter Lang und Irina André-lang
Juli 2015 5. Mitgliederversammlung in Wiesbaden-Delkenheim
November 2015 Besuch unserer Patenkinder in Pitseng und Bauplanung des Jungeninternats durch Peter Lang und Irina André-Lang
Februar 2016 1. „Mädchen-Tag“ an der Pitseng High School in Zusammenarbeit mit Sandra Millar von „Dignity Dreams“, Besuch durch Eva-Maria John (Patin), Rolf Siems, Peter Lang und Irina André-Lang, Inspektion der Baustelle für das neue Jungeninternat
März 2016 9. Hilfsgütertransport nach Pitseng mit Helga Ahlbach, Elke und Ulrich Karpinski (Paten), Peter Lang und Irina André-Lang, Besuch aller Patenkinder, Inspektion der Baustelle für das neue Jungeninternat
Mai 2016 Besuch von Jochen Niklas und Team vom Dürer Gymnasium in Nürnberg, Partnerschule der Pitseng High School, und Paten eine Schülers
Juni 2016 Erneute Inspektion der Baustelle des Jungeninternats durch Peter Lang und Irina André-Lang
Juli 2016 6. Mitgliederversammlung in Wiesbaden-Delkenheim
November 2016 Besuch unserer Patenkinder und Inspektion des Jungeninternats durch Peter Lang und Irina André-Lang