Vom 5. - 10. Juli 2015 besuchten 78 Patenkinder von Yes we care! e.V. wie jedes Jahr das von Help Lesotho durchgeführte Feriencamp in Leribe. Das Ziel des Feriencamps war es, Möglichkeiten für die Kinder bereitzustellen, psychosoziale Unterstützung zu erhalten und die eigene Lebenskompetenz weiter zu entwickeln.

 

Das zentrale Thema dieses Jahr war: Verhinderung von Gewalt zwischen Männern und Frauen, ein Thema, das die Mehrheit der Bevölkerung von Lesotho betrifft. 86 % der Mädchen und Frauen in Lesotho erleben in ihrem Leben eine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt.

 

Die Teilnehmer lernten den Slogan: "Sei mutig, tue das Richtige und wehre dich gegen jede Form von geschlechtsspezifischer Gewalt."

 

Eine Schlüsselbotschaft während des gesamten Camps war, das Verständnis und den Mut zu entwickeln, Missbrauch zu melden, sodass Täter vor Gericht gestellt werden können und die Opfer die notwendige medizinische Versorgung erhalten. Jede/r TeilnehmerIn verließ das Camp mit neuen Erkenntnissen, wie sie geschlechtsspezifische Gewalt vermeiden können, sich dagegen schützen und dabei helfen können, diese in ihren Familien, Schulen und Gemeinden zu verhindern.

 

Der erste Tag des Lagers war spannend wie immer. Die SchülerInnen kamen in ihren besten Outfits! Bei der Anmeldung schrieben sie mit Stolz ihre Namen und schmückten ihre Namensschilder.

 

Viele TeilnehmerInnen finden es atemberaubend, ihre Namen auf der Registrierliste zu sehen und ein Zimmer zugewiesen zu bekommen - sie fühlen sich dadurch wertgeschätzt und ganz besonders!

 

Die TeilnehmerInnen wurden in drei Gruppen unterteilt, die jeweils mit dem Namen eines angesehenen Führers des südlichen Afrika benannt waren: Moshoeshoe, Mandela und Letsie III. Jede Gruppe bestand aus Jungen und Mädchen und hatte auch jeweils männliche und weibliche ModeratorInnen.

 

 

Beim Feriencamp von Yes we care! e.V. 2015 wurden vor allem folgende Themen behandelt:

 

Zielsetzung: Die Wichtigkeit einer realistischen Lebensplanung und Zielerreichungsstrategien wurden intensiv diskutiert.

 

Entscheidungsfindung: Die Teilnehmer besprachen eine Liste der Herausforderungen in ihrem Leben, wie Gruppendruck, Teenager-Schwangerschaften, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Vergewaltigung, HIV / AIDS, romantische Beziehungen und problematische Beziehungen zwischen verschiedenen Generationen („Sugar Mamas und Sugar Daddies“). Für jede Herausforderung diskutierten die TeilnehmerInnen die positiven und negativen Auswirkungen der möglichen Entscheidungen. Das Ziel  des Workshops war es, den TeilnehmerInnnen Fähigkeiten zum kritischen Denken zu vermitteln, um in der Zukunft gesunde Entscheidungen treffen zu können.

 

Vorbildrolle: Bei dieser Sitzung ging es darum, wie das Verhalten einer Person andere ungewollt beeinflussen kann. Daher ist es wichtig, dass jede/r sich in einer Weise verhält, auf die er/sie stolz sein kann.

 

HIV / AIDS: Macht-Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen ist ein wichtiger Faktor für die gleichbleibend hohe Rate von HIV in Lesotho (die zweithöchste Inzidenzrate in der Welt). Dieser Part des Feriencamps enthält eine Menge von Sachinformationen über HIV / AIDS, wie das Virus übertragen wird und wie die Übertragung zu verhindern ist. Die Botschaft, dass das Virus vermeidbar, aber nicht heilbar ist, wurde immer und immer wieder verstärkt! Neben den physiologischen Elementen des Virus lernten die TeilnehmerInnen auch einiges über die emotionalen und psychosozialen Folgen dieser Krankheit. Mit Rollenspielen wurden Situationen nachgespielt, wie z.B.  die Verwendung von Kondomen zur Verhinderung von Schwangerschaft und Mythen über HIV. Es gab eine deutliche Verbesserung im Verständnis bzgl. HIV bei den Prä- und Post-Evaluierungen.

 

Sexuelle Mündigkeit, Vergewaltigung und geschlechtsspezifische Gewalt: Zu Beginn dieser Sitzung hatten die meisten TeilnehmerInnen eine sehr enge Definition von Missbrauch oder Vergewaltigung. Die ModeratorInnen forderten sie auf, ihre Definitionen zu überdenken, was Zustimmung zum Geschlechtsakt wirklich bedeutet - dass sie nie auf der Basis einer vorhandenen Beziehung als vorausgesetzt angenommen werden kann! Die TeilnehmerInnen setzten dann die Diskussion fort über die Bewältigung der Folgen von Vergewaltigung und wie man Missbrauch in erster Linie verhindern kann.

 

Trauer und Verlust: Dieses Thema war sehr emotional und schwierig für die meisten TeilnehmerInnen. In Lesotho wird grundsätzlich erwartet, dass man sehr schnell darüber hinwegkommt, nachdem jemand verstorben ist. Die Menschen bekommen keine Gelegenheit, ihre Gefühle auszudrücken oder zu verarbeiten. Als die TeilnehmerInnen aufgefordert wurden, sich an Menschen zu erinnern, die sie liebten und die verstorben sind, weinten viele zum ersten Mal über diese Verluste. So viele dieser Jugendlichen haben enorme Traumata in ihrem kurzen Leben erlebt, hatten aber nie die Gelegenheit, ihre eigene Trauer zu verstehen. Die ModeratorInnen arbeiteten eng mit allen TeilnehmerInnen zusammen, um zu gewährleisten, dass jede/r die Chance hatte, ihre/seine Geschichten mitzuteilen und sich auszudrücken.

 

Aktivitäten während des Camps:

 

 

Team-Building

Die TeilnehmerInnen hatten eine Reihe von Aktivitäten und Herausforderungen zu bewerkstelligen, bei denen sie zusammenarbeiten, kommunizieren und sich gegenseitig unterstützen mussten. Es gab eine Menge zu lachen während dieser Team-Building-Übungen!

 

 

Talent-Show
Die Talent-Show ist immer eine Lieblingserfahrung im Camp. Die TeilnehmerInnen haben dabei die Chance, ein Drama, ein Lied oder ein Gedicht über die Themen, die sie gerade behandelt haben, aufzuführen - und sie haben dabei eine Menge Spaß!

 

 

Film-Präsentation

Die TeilnehmerInnen sahen "Inside Story", einen Film, der zeigt, wie HIV von einer Person zur anderen übertragen wird. Selbst die Schauspieler in diesem Film wussten nicht, dass nur ein einziger Kontakt mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr dazu führen kann, dass eine Person für den Rest ihres Lebens HIV-positiv wird!

 

Präsentation durch das Jugendamt

Das Jugendamt von Lesotho zeigte eine hervorragende Präsentation über die Funktionen ihres Amtes und die Möglichkeiten, Missbrauch jeglicher Art zu melden. Die TeilnehmerInnen hatten die Gelegenheit, eine Menge Fragen zu stellen, und es war schnell klar, dass sie bisher nur sehr begrenzte Kenntnisse über das Rechts- und Justizsystem hatten.

 

 

Bericht einer alleinerziehenden jungen Mutter

Matsepo, eine 24-jährige alleinerziehende Mutter eines 7-jährigen Jungen, wurde eingeladen, ihre Geschichte mit den TeilnehmerInnen zu teilen. Sie ist Mitglied des Förderprogramms für junge Mütter von „Help Lesotho“ in Pitseng. Als sie erst 17 Jahre alt war, verliebte sich Matsepo und wurde schwanger. Sie und ihr Freund heirateten bald darauf, aber die Ehe dauerte nur ein paar Monate: Als Teil ihrer Schwangerschaftsvorsorge wurde bei Matsepo ein HIV-Test durchgeführt – der positiv zurückkam. Ihr Mann reichte daraufhin sofort die Scheidung ein. Matsepo hat ihr Kind die letzten 7 Jahre alleine aufgezogen. Sie ist stolz, Mutter zu sein,  bedauert jedoch zutiefst, dass sie nie in der Lage war, ihre High-School-Ausbildung abzuschließen. Matsepo ermahnte die Camp-TeilnehmerInnen, ihre Schulausbildung fortzusetzen und sexuelle Beziehungen bis zu ihrem Schulabschluss zu vermeiden.

 

 

Alle TeilnehmerInnen verließen das Camp mit einer Anerkennungsurkunde, die ihre neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bestätigt und sie daran erinnert, das Gelernte mit anderen zu teilen.

 

Erfahrungsberichte von zwei Patenkindern:

„Am Donnerstag sprachen wir über Trauer und Tod. Dieses Thema traf uns sehr tief. Wir erinnerten uns an unsere verstorbenen Eltern, die uns in dieser schwierigen Welt zurückgelassen haben. Jede/r erzählte, wie ihre/seine Eltern verstorben sind. Das Gebäude verwndelte sich in ein Meer von Tränen, weil es so weh tut, an die toten Eltern zu denken. Wir lernten, dass wir es akzeptieren müssen, wenn ein Elternteil stirbt, weil sie niemals zurück kommen.“


„Das Feriencamp hat mich inspiriert, ein anderer Mensch zu werden. Während der Ferien werde ich mein ganzes neues Wissen mit meinen  Freunden und den Ältesten in meinem Dorf – ob sie jemals die Schule besucht haben oder nicht – teilen, sodass sie auch mehr träumen und die Welt verändern können. Eine Sache, die mich glücklich macht, ist, dass ich einem Freund, der Drogen benutzt hat, gesagt habe, dass er damit aufhören soll. Er hat wirklich auf mich gehört und damit aufgehört. Ich bin so froh!“

 

Wir danken allen Paten von Herzen, die dieses Feriencamp für 78 Mädchen und Jungen ermöglicht haben! Kea leboha!